Sonntag, April 27, 2008

Sonntagmorgen, 10 Uhr...

... ich stehe senkrecht im Bett, ein gigantischer Krach hat mich geweckt. Ein Erschießungskommando? Neeeein. Feuerwerk am helllichten Tage? Neeein, so verrückt sind selbst die Chinesen nicht, aber es kommt dem ganz nahe. Beim Blick aus dem Fenster sehe ich zunächst eine riesige weiße Limousine vor unserem Haus stehen. Ein Stück daneben werden auf gut zwei Quadratmetern Chinaböller abgebrannt. Um 10 Uhr. Und dann steigt das Hochzeitspaar aus der Limmo.

Samstag, April 26, 2008

Chinesische Streichelheiten

Massagen in China sind unglaublich billig. Alle schwärmen. Aber es gibt auch die Warnungen vor Läden mit „Happy End“. Also will der richtige Laden gut gewählt sein, um Erfahrungen wie letzten Freitag zu vermeiden. Gestern wurden wir dann von einer Bekannten mitgenommen. Der Laden liegt in einer ganz netten Ecke Shanghais in der Huaihai Lu, einer weiteren Einkaufsstraße in Shanghai. Wir wurden mit Tee begrüßt und durften eine Massage auswählen: Die japanische ist die, die wir am ehesten unter einer entspannenden Massage verstehen, bei chinesischen wird man so richtig durchgewalkt, so dass man am Ende froh sein kann, keine blaue Flecken zu haben. Außerdem gibt es noch Öl- und Fußmassagen. Wir entschieden uns mehrheitlich für die Japanische, aber eine traute sich und wählte die Chinesische. Dann wurden wir in die Räume geführt, alles abgedunkelt, es roch nach Räucherstäbchen und leise Musik spielte. Auf der Liege lag eine Art Pyjama bereit, den man sich anzieht. Man legt sich zunächst auf den Bauch. Die Massage beginnt mit starkem Druck auf die Wirbelsäule, bei dem ich froh war, dass das letzte Essen zwei Stunden zurück lag. Es knackte ordentlich. Dann massierte die Dame punktuell schmerzhafte Stellen. Meine eigenen Schmerzen ließen nur wenig Spielraum für Überlegungen, wie es der Kandidatin mit der chinesischen Massage wohl ergeht. Die Knet- und Walkgeräusche von der Nebenliege waren eher besorgniserregend. Wirklich entspannend war die Kopfmassage und die Zeit verging viel zu schnell. Am Ende zog man sich um, bekam noch einen Tee und bezahlte 100 Kuai = 10 Euro für eine Stunde. Das war definitiv das bessere Freitagabenderlebnis.

Dienstag, April 22, 2008

Bierchen in netter Gesellschaft

Neulich Freitag Abend. Lust auf ein Bierchen ohne großen Aufwand. Also sind wir nichts ahnend in die Kneipe, die zum Wohnblock meiner Kollegin gehört. Es war sehr früh und der Laden noch leer. Wir wurden dennoch fröhlich begrüßt und bestellten ein Bier an der Theke. Dann widmeten wir uns in aller Ruhe dem Feierabendbier und dem ausgiebigen Rückblick auf die Woche. Die Kneipe machte einen netten Eindruck, dunkle Wandvertäfelung, ein Billard-Tisch, nur das Insyc-Poster störte die gemütliche Atmosphäre, die uns ein bisschen nach Europa zurückversetzte. Nach einer Weile vertieften Gesprächs stellten wir fest, dass es ein bisschen voller geworden war. Zwei Mädchen spielten Billard und ein drittes saß an der Theke und beschäftigte sich demonstrativ gelangweilt mich sich selbst. Machte Fotos von sich, ihren Händen und schürzte die Lippen. Und während wir dies so diskutierten, setzten sich weitere Mädchen dazu und wir bemerkten zum ersten Mal, dass sie gar nicht von vorne hinein kamen. Aus dem Augenwinkel konnte man beobachten, wie sie sich schick nacheinander im Bad anhübschten. Und so langsam dämmerte uns, dass wir wohl in einem Bordell gelandet waren, naiv wie wir waren. Auch wenn die Mädchen für westliche Verhältniss sehr adrett und nur wenig übertrieben herausgeputzt waren. In dem Moment ging dann auch die Vordertür auf und der erste Trupp Geschäftsleute lief ein. So schnell konnten wir gar nicht austrinken und zahlen, wie es uns plötzlich aus dem Laden zog. Beim abschließenden Blick auf die zuvor unbeachtete Leuchtschrift „hot lips“ konnten wir uns über das Ausmaß unserer Arglosigkeit nur noch Schütteln vor Lachen.

Donnerstag, April 17, 2008

ShangEyes II

Die ersten Tage bin ich abends im Dunklen durch den Hausflur gegangen, da kein Lichtschalter zu entdecken war, und offensichtlich auch kein Bewegungsmelder. Ich fragte, und bekam zur Antwort: Krach. Das Licht geht an, wenn man laut ist. Also, Krachmelder.

Das chinesische Äquivalent zur Storch-Geschichte, um Kindern zu erklären, wo sie eigentlich herkommen ohne sie ernsthaft aufklären zu wollen, ist hier die I-picked-you-up-in-trash-Geschichte. Da mag ich den Storch irgendwie lieber.

Spülen führt zu Größenwahn. Endlich bin ich mal nicht mehr überall die Kleinste und muss mich sogar beim Spülen runterbeugen.

Nachtrag zum Rotzen: Auch wenn es wirklich eklig ist, diese zwei Begegnungen dürfen hier nicht fehlen. Neulich in der U-Bahn neben mir, ein sichtlich ärmer gekleideter Mann zieht lautstark einen hoch. Und bevor ich es fassen kann, rotzt er auf den Boden neben mir und verreibt das ganze auch noch genüsslich mit seinem Schuh. Und ich musste da durch. Brrrr.
Dann, ein paar Tage später, im Supermarkt an der Kasse, genau das gleiche Geräusch. Und dachte nur, was macht die jetzt damit. Und die Antwort kam auch sogleich: Sie rotzte in eine Einkaufstüte hinein.

Mittwoch, April 16, 2008

BILD in China

In der heutigen Shanghai Daily wird die Berichterstattung der deutschen BILD-Zeitung als Beweis dafür genommen, dass es mit der Objektivität der westlichen Presse nicht weit her ist. Unterfüttert mit weiteren Beispielen, bei denen es vor allem um falsch oder irreführend illustrierte Berichte über das Geschehen in Tibet ging, ist demnach eine Verschwörung gegen China im Gange. Die Medien seien keine Watchdogs mehr, sondern „an attack dog for the politicans“. (Nachtrag 17.04.: zum Artikel)
Ein Grund mehr, die BILD zu verurteilen, wenn sie dazu führt, als Generalisierung westlicher Medien wahrgenommen zu werden, und damit Futter für chinesische Propaganda-Maschinerie liefert. Was der chinesische Kommentator allerdings wohlweislich übersieht, ist die zivilgesellschaftliche und auch berufsständische Selbstkontrolle solcher Medien. Und das es eben andere Medien geben darf, die diese falsche, nachlässige oder effektheischende Berichterstattung richtig stellen.

Samstag, April 12, 2008

Clash of Cultures

Ich hatte schon darüber gelesen, wie in China westliches Essen adaptiert wird. Es muss in etwa so westlich sein, wie wir den „Chinesen um die Ecke“ für wirklich chinesisch halten. So hatte ich jetzt einen Mittag, als es mal wieder nicht genießbaren Fisch in der „Kantine“ bei uns gab, Mittagessen im „UBC-Cafe“. Spaghetti mit Chicken Curry. Ich dachte irgendwie Nudeln mit Hähnchenfleisch und einer indischen oder thai-scharfen Soße. Spaghetti waren es. Das Chicken kam in Form von klein gehackten Hühnerbeinen, also mit Knochen. Und die Soße war unbeschreiblich. Unbeschreiblich eklig, zwar Curry-gelb, aber von einer sehr schleimigen Konsistenz. Und nicht nur die Adaption von westlichem Essen ist gewöhnungsbedürftig, auch bei Musik führt es zu leicht absurden Situationen. Zum Beispiel, dass man Mitte April in einem Taxi sitzt und „Last Christmas“ im Radio läuft. Ganz ironiefrei.

Dienstag, April 08, 2008

Mein chinesischer Name


Nach chinesischer Art der Nachname zuerst und genau das heisst Xuan auch. Der Vorname heißt wohl so was wie aufgehende Sonne.

Montag, April 07, 2008

ShangEyes - kurz berichtet I

Olivenöl brennt, wenn man es in einen Topf schüttet, der schon eine Weile auf dem Gasherd stand (nur beinahe die Küche abgefackelt....)

Chinesen rotzen, das Vorurteil stimmt. Wenn dir ein alter Mann entgegenkommt und das gurgelnde Geräusch des Hochziehens ertönt, ist das schon eklig. Wenn das aber eine junge, gutaussehende Chinesin tut, ist es mehr als das.

Grüne Ampel heisst nicht gleich grün, zumindest nicht für Fussgänger. Weder die Linksabbieger noch die Rechtsabbieger nehmen Rücksicht darauf, fahren dich fast an und hupen permanent. Fahrradfahrer und Roller beachten keine Ampeln und auch der Gehweg wird dann und wann (von Rollern) benutzt. Und ebenso freigehupt.

Anschnallen ist wohl verpönt. Zwar sind die Taxis alle damit ausgestattet (deutsche Autos halt), aber die Sitze sind immer schick in weisse Überzüge verpackt, so dass anschnallen unmöglich ist.

Die Mischung an verschiedenen westlichen Einflüssen hier ist sehr interessant, vor allem wenn man zuvor in USA war, fallen einem einige Dinge ins Auge. Das grundlegende Design zum Beispiel der Wohnung ist amerikanisch. Man steht sofort im Wohnzimmer, die Türen das Klo und die Spüle sind amerikanisch, ebenso das gechlorte Wasser. Die Details sind deutsch: die Wasserhähne von Grohe, die Waschmaschine von Siemens.

grrrrr - willkür

Ich glaube, hier handelt nicht nur das politische System willkürlich, auch die Telefongesellschaften scheinen eher willkürlich zu entscheiden, ob eine Nummer existiert oder nicht. So oft kann man sich gar nicht verwählen!

Sight-Seeing, Essen und Märkte


Die erste Woche wird nicht lange das letzte „erste“ bleiben, es gibt hier so viel zu entdecken. Gestern also das „erste“ richtige Sight-Seeing, wenn auch mit eher schlechtem Wetter. Da erscheint selbst die so bunte, blinkende und werbeverseuchte Nanjing-Einkaufsstrasse trist und grau. Und nach dem 100sten aufdringlich von der Seite gequatschten „watch bags shoes“ „lookilooki, cheapicheapi“, steht der erste Chinesen-Koller kurz bevor. Das kann auch der Blick vom Bund auf das regenverhangene Pudong nicht retten (hatte der Oriental nicht noch eine zweite Kugel weiter oben...?). Die Altstadt Shanghais war beleuchtet sehr nett anzusehen, und vermittelt eine Idee, wie China mal ausgesehen haben könnte. Nur McDonalds und sonstige Essens-und Kaffeeverkettungen sowie die ewig nervenden Verkäufer stören hier. Dafür gibt es mal wieder erfreuliches von der Essen-Front zu vermelden. Ich war mit einer deutschen Kollegin unterwegs, die in Wuhan studiert hat und chinesisch spricht. Also hab ich mal auf die ersten kontrollierten Experimente eingelassen: „fish-flavored pork“ – hat rein gar nichts mit Fisch zu tun, das sind Streifen von zartem Fleisch mit Bambus-Streifen in einer leckeren dunklen Soße. De Tofu in dunkler Soße hatte eher glibbrige Konsistenz und war auch nicht so lecker, dafür das Rührei mit großen Stücken von etwas Schnittlauch-Artigem um so mehr. Abends gab es erst einen kleinen Snack von der Straßen-Garküche: gegrilltes Hühnchen und Pilze, dann frische Nudeln mit Gemüse und Schuhsohlen-Fleisch aus einer Uiguren-Küche; bis auf letzte Zutat wirklich lecker.
Interessant scheinen auch die einzelnen „Märkte“ zu sein. Am Freitag war ich mit auf dem Stoffmarkt, hier lässt man sich neue Kleider maßschneidern, nach Modellen, die überall rumhängen oder eigenen Vorschlägen (auf eigene Gefahr). Dann gibt es wohl so genannte „Fake“-Märkte, da bekommt man dann die „cheapi cheapi bags“ auf dem Servierteller und freiwillig. Ab und zu wird man gefragt, ob man schon mal auf einem „richtigen chinesischen“ Markt gewesen sei. Auf die fragend hochgezogenen Brauen kommt die Konkretisierung: „der mit den lebendigen Tieren und so“. Ähhh nein. Ich glaub auch nicht, dass ich das will.

Samstag, April 05, 2008

Die erste Woche 28.3-4.4.

Damit auch wirklich alle „ersten Male“ vertreten sind, nun also das Fazit der ersten Woche. Es war anstrengend und aufregend. Aus dem anfänglichen schwammartigen Gefühl alles aufsaugen und sehen zu wollen, kam in der Mitte der Woche eine erste Überforderung und ein wenig Überdruss auf, wohl auch bedingt durch eine Erkältung und chronischen Schlafmangel. Von der Stadt habe ich immer noch nicht viel gesehen, selbst der Bund und Blick auf die Skyline von Pudong fehlen mir noch. Irgendwie warte ich auf schönes Wetter, um schöne Fotos machen zu können, ist aber auf jeden Fall für dieses Wochenende eingeplant. Auch die nähere Umgebung verdient dringend eine Würdigung mit dem Fotoapparat.
So langsam füllt sich unser Büro, im Laufe der Woche sind noch zwei weitere Mitarbeiter eingetroffen: ein Chinese, der deutsch spricht und eine Deutsche, die chinesisch spricht. So Babel continues... Ich merke, dass es meinen Englisch-Kenntnissen ganz gut tut, zum Teil denke ich auch in Englisch. Inhaltlich ist mein Arbeitsgebiet nun auch so weit festgelegt. Zum einen schreibe ich für das Magazin und habe auch schon vier Aufträge für die nächste Ausgabe. Zum anderen werde ich Marketing machen. Was konkret heißt: Abos verkaufen. Wir haben eine Liste von Free-Subscribern, die nun von mir angerufen werden, ob sie nicht für ihr Abo bezahlen wollen. Das wird harte Arbeit.
Das Haupt-Thema, dass man mit den Deutschen hat: Wie kommt man an westliche Nahrungsmittel. Shanghai ist in dieser Hinsicht eine Insel. Hier wohnen mittlerweile so viele Ausländer, dass es auch ganz gut mit Angeboten für diese versorgt ist. (Die Auslandscommunity heißt hier übrigens Expats, ein Begriff, den ich in USA nie gehört habe.) Aber auch hier existieren die zwei großen Probleme, die Deutsche (oder nur ich?) im Ausland haben: Brot und Kaffee. In Sachen Brot dominieren hier wieder die Amis und auch die Franzosen, es gibt Kätschel-Brot und Baguette. Vollkorn – leider Fehlanzeige. Zudem sind die Preise auch entsprechend hoch. Kaffee gibt es fast ausschließlich in löslicher Form, vorwiegend als gesüßten Cappuccino. Und ist noch teurer. (Es lebe Starbucks!) Ein weiteres Problem: was drauf aufs Brot. Scheibletten-Käse? Bähh. Richtiger Käse? Teuer! Gestern Philadelphia gefunden, nur leider auch wieder mehr Cream-Cheese als Frischkäse. Nächste Woche organisieren wir einen Betriebsausflug zum deutschen Metro-Laden.
Nebenbei probiere ich das Essen in unserer „Kantine“ weiter aus, mit gemischten Ergebnissen. Einmal gab es Fisch, der zum Großteil aus Gräten bestand, nicht essbar, auch wenn er lecker gewürzt war. In der Suppe dazu schwamm was Glibberiges. Und so was wie ein Schnitzel mit Stäbchen zu essen, ist auch eine spezielle Erfahrung. Meistens sieht es ungewohnt oder auch eklig aus, schmeckt aber dann ganz gut. Der Reis ist immer lecker.

Donnerstag, April 03, 2008

Erster Arbeitstag 31.3.


Ziemlich erschöpft ist wohl eher untertrieben. Der Jetlag haust noch in meinem Körper. Das Frühzubettgehen angesichts des ersten Arbeitstages war gut gemeint, aber am Ende habe ich um 3h das letzte Mal auf die Uhr geguckt, was netto weniger als vier Stunden Schlaf bedeutete. Auch der Rest meines biologischen Systems steht noch auf GMT+1. Frühstück um 7 also um 1 Uhr nachts (Sommerzeit)? Mittag um kurz vor 6? Nee, so ganz passt das noch nicht.
Vor dem eigentlichen Arbeitsbeginn steht zunächst das Abenteuer Arbeitsweg. Mit der U-Bahn. Und ungefähr 100 Millionen anderen Chinesen. Beim ersten Zug war ich noch zaghaft und schreckte zurück, als die duzend Chinesen pro Tür auf dem Bahnsteig den letzten Quadratzentimeter gewaltsam erkämpften. Im nächsten war ich dann selbst ein erfolgreicher Kämpfer. Erschreckend war allerdings das Bild beim Umsteigen, als auf dem Gegensteig nicht nur ein Duzend pro Tür, sondern zwei Drittel des kompletten Bahnsteigs voll mit drängelnden Menschen standen.
Im Büro wurde ich mit Informationen zugedröhnt, Technik in Gang gebracht, die ersten Aufgaben zugeteilt und am Ende das komplette Adressbuch gelöscht (was auf wunderbare Weise zu Hause wieder auftauchte...). 1800 Inlays ins neue Magazin gelegt, eingetütet und zugeklebt. Zu wenig (s.o.)., dafür endlich chinesisch gegessen. Eine rote Suppe mit Kartoffeln, Salat mit Öl, frittiertes Hühnchen und Reis. War ok, aber auch nicht überragend. Achja, vom Klo kann man auf den Jinmao gucken. Noch besser allerdings von der Terrasse. Nette Kollegen, nette Atmosphäre. Vor allem durch die schon fast babylonische Sprachverwirrung. Deutsch, englisch und chinesisch sind schon verwirrend, dann kommen noch die Dialekte dazu: österreichisch und kantonesisch und wohl auch shanghaiisch. Also ein weiterer Anreiz, dringend ein bisschen chinesisch/mandarin zu lernen. Und kalt ist es. Noch. In zwei Monaten werde ich das bestimmt schon widerrufen und mich freuen, im Luftzug zu sitzen. Also, ergibt das ein insgesamt optimistisches Fazit.

Mittwoch, April 02, 2008

Das erste Wochenende 29.+30.3.

Es ist absurd. Nun bin mehr als zwei Tage in China, und habe noch nicht einmal chinesisch gegessen. Gestern Abend war ich mit meinem Chef und seiner Freundin/ Zukünftigen indisch essen. Was sehr lecker war. Mein Chef ist noch sehr jung. Er ist nun seit 2 Jahren in Shanghai und hat die Zeitschrift von Anfang an mit aufgebaut. Er wirkt locker, aber fordernd, selbst sehr engagiert und arbeitswütig. Habe ein gutes Gefühl, was den Job angeht, vor allem was meine größte Befürchtung betrifft: Langweile werde ich sicher nicht haben. Sehr angenehmer Abend. Bin mit den zotigsten Geschichten über China, Shanghai und die Chinesen sowie einigen sehr hilfreichen Tipps versorgt worden.
Zum Beispiel: Außerhalb der großen Stadt gibt es noch Rinnsale, die als Klo dienen. Ohne Kabinen und so, versteht sich. Und da kommen die Chinesen schon mal ein bisschen näher, wenn man sich als Frau hinhockt, um zu prüfen, wie es denn da unten bei den Ausländern aussieht. Oder: Frauen, die rauchen sind automatisch Nutten. Es dürfen nur Männer und Nutten rauchen. Wenn also eine Frau raucht, muss sie eine Nutte sein.
Heute war ich mit meiner Mitbewohnerin in einem kleinen neu gebauten Touristen-Viertel essen, in das es vor allem Ausländer zieht. Wir haben uns einen Burito geteilt. Shopping auf der Huaihai Road am Sonntag. Dort schrumpfen Abstände der bereits genannten Gegensätze von 50m auf praktisch null. Schicke Läden, Adidas, Armani Exchange und ähnliche wechseln sich ab mit Blicken durch eiserne Tore auf die dahinter liegenden Bruchbuden.

Dienstag, April 01, 2008

Flug und erste Eindrücke

Aus dem Zug raus, wurde es dann ernst. Vor allem, was das Gepäck betraf, denn 20 Kilo Trekking Rucksack plus 8 kg Rucksack sollten befördert werden. Von mir. Das ist die Hälfte meines eigenen Köpergewichts. Aber Gott sei Dank stellte sich heraus, dass man tatsächlich direkt im Bahnhof einchecken konnte, denn im Verlauf stellten sich selbst die 8 kg als ziemlich schwer heraus. Also nur noch Gate finden, Passkontrolle und Sicherheitscheck, dann konnte es losgehen. Oder auch nicht. Der Copilot war krank geworden und wir mussten auf Nachschub aus London warten... und warten...und dann gings los. Nach dem tristen Frankfurter Flughafen (noch nicht mal ein Starbucks in Terminal 2), war das Flugzeug dann um so überzeugender. Wow. Emirates ist echt eine klasse Fluglinie. Schickes Interieur, in apricot und brombeer gehalten. Einen kleinen Bildschirm an jedem Sitz. Unglaublich viele Stewardessen. Und vor allem unglaublich leckeres Essen. Es gab einen Schrimpcocktail und Salat mit Ingwer-Dressing als Vorspeisen. Mein Hauptgang bestand aus zartem rosa gebratenem Lamm mit einer Tomatenkruste an Kartoffelpüree, der trotz der neongelben Farbe erstaunlich würzig war, und einem Gemüse aus grünen Bohnen und roten Paprika. Hmmm lecker. Nur der Nachtisch war ein wenig enttäuschend, wohl englisch: eine weisse Schokoladenmousse an Kirschen, leider mit sehr aufdringlichem Minz-Aroma. Nebenbei hätte man sich so richtig abschießen können, denn alle Getränke außer Champagner waren umsonst. Dann hab ich mir „No country for old man“ reingezogen (was genau ist der Sinn des Films??) und eine Runde Tetris gespielt.
Dann war ich auch schon in Dubai. Dank der Verzögerung beim Abflug und wohl einer Ehrenrunde bei der Landung war mein Aufenthalt dort von 2 auf 4 Stunden geschrumpft. Gegenüber Frankfurt ein wahres Shopping Paradies, aber nach einer Stunde ist man dann auch durch (und zur Erinnerung: 8kg Rucksack!). Nach einer ausgiebigen Tour durch einen Duty Free und einen noch ausgiebigeren Aufenthalt an dessen Kasse (wie transportieren die Leute bloss das ganze Zeug, haben die sonst kein Gepäck?), einigen Souvenierfotos, hieß es dann mal wieder warten.
Der Flug nach Shanghai war komplett ausgebucht und mein Fensterplatz erwies sich als Sardinendose mit Ausguck auf Wolken. Der Pakistaner neben mir versuchte sich mit mir auf Englisch, bzw. was er dafür hielt, zu unterhalten. Trotz meines ständig fragenden Gesichtsausdrucks und am Ende purer Ignoranz, gab er nicht auf. Zudem stank er nach Schweiss und Füßen und machte sich ganz schön breit. Irgendwie hab ich dann doch ein paar Stunden geschlafen, mir „Elisabeth“ reingezogen und ein eher mäßiges Omelette mit Pilzen gegessen und sehr amerikanischen Kaffee getrunken. Der Landeanflug auf Shanghai war eher unspektakulär, um nicht zu sagen beängstigend. Nach ein bisschen Wasser mit vielen Schiffen kommt Feld. Und noch mehr Feld und dann ist man aufgesetzt. Auf dem Feld. Nix Stadt. Kein Vorteil, einen Fensterplatz gehabt zu haben, hmpf.
Das Auschecken war problemlos und Johnny, der mich abholen sollte, hab ich auch schnell gefunden. Und nun wurde es doch noch spektakulär: Maglev fahren. 430 km/h. Irgendwie ironisch, denn meine letzte deutsche Schlagzeile handelte vom gecancelten Transrapid in München. Mit dem Taxi ging es weiter Richtung Innenstadt, in der die Rushhour erbarmungslos wütete. Johnny unterhielt sich abwechselt auf englisch mit mir und chinesisch mit dem Fahrer. Nach gut 50 Minuten waren wir dann am Ziel: Xinzha Road. Wohnung im 6.Stock, natürlich ohne Fahrstuhl. Ohne Johnny hätte ich die 20kg wohl nicht hochgekriegt, zumindest nicht am Stück. Der erste Eindruck der Wohnung: was für Schlampen. Der zweite Blick vertiefte diesen Eindruck. Es stinkt nach Müll, der Schimmel springt mich aus dem Kühlschrank und dem total verstopften Abfluss an, überall liegt Zeug rum und das Licht im Bad geht nur über die Sicherungen, inder Küche gar nicht. Mein Zimmer ist nur ein bisschen versifft. Das Haus ist hellhörig (Chinesen hören offensichtlich gerne Akkordeon Musik) und die Straße ganz schön laut (Chinesen hupen offensichtlich gerne). Sonst ist die Wohnung eigentlich ganz nett, großer Wohnraum, anständige Zimmer und gute Lage.
Nach einer kurzen Besichtigung der Wohnung, will mir Johnny noch schnell den Weg zur U-Bahn zeigen, den er selbst nicht kennt. Nach einigen Umwegen und drei Mal nachfragen haben wir es gefunden. Der erste Eindruck von der Gegend ist gemischt. Viele große Straßen, kleine und große Läden. Geht man um eine Ecke, kann man Zeitsprünge bis zu 30 Jahren machen. Es gibt moderne Fitnessstudios und Banken, und 50m weiter schäbige Kleinst-Läden und Gebäude, die eher Verschlägen als Häusern ähneln. Hochhäuser umragen ältere Viertel mit Häuser-Hütten, die gerade mal ein weiteres Stockwerk haben und vor der Tür in Bottichen gewaschen wird.