Es geht darum diesen Wahlkreis 19 "Hamburg-Mitte" zu gewinnen! Das ist die einfache Antwort, wie das geht, ist schwierigere. Jeder hat seine eigene Strategie, dieses Büro wohl eine aussergewöhnliche, aber offensichtlich erfolgreiche. Wir sind in den letzten Wochen bei election.de von "schlüpfer-rosa" auf sicheres SPD-rot gerutscht und damit einer der 14 sicheren SPD-Wahlkreise bundesweit.
Der Unterschied wird vor allem durch die Organisation in Friedenszeiten und im Wahlkampf deutlich:
Eigentlich wird das Büro von 12-15 Mitarbeitern, alle Studenten, Schüler oder gerade fertig gewordenen Absolventen geschmissen. Jeder hat eine Büroschicht, einmal die Woche, einen halben Tag. Dazu kommen diverse Praktikanten, die alle mehr oder minder gut bespaßt werden. Inhaltlich macht dieses Büro wenig Sinn, denn mit einem solchen Trupp ist konzentrierte und effektive Arbeit faktisch nicht möglich. Deshalb passiert diese Arbeit auch im Berliner Büro, mit einem unverschämt gutaussehenden und strebsamen Bürochef und einigen sehr gut eingearbeiteten Praktikanten. Der Sinn der Wahlkreisorganisation besteht aus zwei Zielen oder Prinzipien. Zum einen sind die jungen Leute hier im Wahlkreisbüro der direkte Kontakt in die Distrikte und deren Juso-Gruppen, mit der Infrastruktur des Büros werden Mehrheiten organisiert oder gekippt. Was, wie mir gesagt wurde, der einzige politische Inhalt der Realos ist: Mehrheiten hier, Mehrheiten dort. Dieses Büro, im Parteijagon der 3.Stock, ist der Kern der Hamburger Realos. Bei Licht betrachtet ist es nicht ganz abwegig, Mehrheiten sind notwenig, um Politik zu machen. Möglichkeiten nur zu diskutieren und am besten bis ins kleinste Details, um doch noch ein paar Diskrepanzen zu finden ist keine Politik sondern einfach nur albern. (Wie das konkret aussieht, wird im nächsten Artikel "Erfahrungen, die ich niemals machen wollte" beschrieben.) Das andere Ziel hat sich seit der Ankündigung von Neuwahlen bestens bewährt: Wahlkampf aus dem Stand. Innerhalb von einem Tag war die erste Wahlkampfsitzung inszeniert, in der ersten Wochen wurden 3 Wahlkampfauftakte zelebriert, nach vier Wochen sind 2000 Stellschilder im ganzen Kreis draussen, ein Junges Team von gut 80 Leuten ist organisiert und der ganze dritte Stock im Kurt-Schumacher-Haus, der SPD-Zentrale läuft auf Hochtouren. Im Büro der CDU-Gegnerin Blumenthal geht in dieser Zeit eine Praktikantin ans Telefon, weil die gute Dame erst mal drei Wochen Urlaub einlegt. Neben der Organisation ist die Startegie eigentlich ziemlich simpel: Johannes will jede Stimme links von der CDU, und zwar ausschließlich die Erststimme. Er ist nicht auf der Landesliste abgesichert, also entweder wählen ihn die Menschen in seinem Wahlkreis oder eben nicht. Ziel muss es dementsprechend sein, zunächst die Genossen zu mobilisieren und dann jeden einzelnen Bürger zu erreichen und zwar persönlich. Kleingärtner, Türken, Schwule und Lesben, Semnioren, Gewerkschaftler und Bundies: alles Zielgruppen, die bespaßt werden wollen, damit sie zumindest ihre Erststimme für Johannes hergeben. Dies passiert vor allem über Infostände, Morgenröten und Präsenz auf Stadtteil-Festen, aber auch über Nachbarschaftstreffen, Postwurfsendungen, Plakatierung und die Presse.
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