Der Homo Americanus:
„Fuer den Europaer, der seiner demokratischen Tradition gemaess die Aufgabe des Staates im wesentlichen darin sieht, den Menschen vor dem Menschen zu schuetzen, ist die Entdeckung fasznierend und zugleich erschreckend, dass der Amerikaner von der Obrigkeit gerade darauf pocht, worauf die Menschen in totalitaeren Regimen liebend gerne verzichten wuerden – naemlich die staatlich oktroyierte, allgemeinverpflichtende Definition von Idealen, Auffassungen und Werten.“Dies geht einher mit einem Drang zum Konformismus, mit dem sich jedes kommunistische System sehen lassen koennte. Mir ist es besonders deutlich durch das Strassenbild der immer wiederkehrenden Fastfood, Einkaufs- und Hotelketten, sowie einen extrem vereinheitlichenden Baustil aufgefallen.
„Waehrend es fuer einen Europaer eine Beleidigung ist, ein Dutzendmensch genannt zu werden, hat der Amerikaner eine grosse Angst davor von der Gruppennorm abzuweichen. Andersein bedeutet Ausstossung aus der Gruppe, bedeutet Aechtung.“Danach sieht man amerikanische Highschool-Serien ploetzlich mit ganz anderen Augen, wie man ueberhaupt amerikanische Serien nach einer Weile hier, mit einem neuen Hintergrundwissen, ganz anders wahrnimmt. Aber auch die Politk, sowie die heeren Begriffe von Gleichheit und Freiheit bekommt einen ganz anderen Stellenwert.
„In Staaten, wo, wie erwaehnt, die praktischen Gegebenheiten im Bedarfsfall viel eher den Idealen geopfert werden (noch mal genau lesen, was da wem geopftert wird!), wird es einem klar, wie sehr Gleichheit eben zur Konformitaet der Ideale und Werte verpflichtet und wie diese dadurch noch wirklichkeitsfremder werden, als die es meint ohnedies schon sind.“
Der Homo Americanius ist in einer tiefen Naivitaet, Unschuldigkeit und Idealisierung seiner Umwelt gefangen, die Watzlawik vor allem aus der amerikanischen Vorstellung vom Glueck und dem verfassungrechtlich verbrieften Streben danach ableitet.
„Es ist die Ratlosigkeit des Amerikaners darueber, wie Gutes einem nicht nur keine Liebe einbringen, sondern zu boesen Folgen fuehren kann.“
Das erklaert ein wenig eine Unterhaltung, die ich mit einer aelteren Dame ueber den Praesidenten fuehrte. Sie aeusserte Mitgefuehl, ja sogar Mitleid fuer seine derzeitige Lage und er habe doch immer nur das beste gewollt, er sei doch auch nur ein Mensch und ma solle ihm nun gefaelligst zur Hilfe kommen und ihn nicht so niedermachen. Neben naivem, kindlichen Glauben an Ideale schwingt hier eine weitere Besonderheit des Amerikaners mit, sein Verhaeltnis zum Praesidenten.
„Die Entdeckung der moralischen Hinfaelligkeit oder auch nur der menschlichen Schwaeche des supervaeterlichen Praesidenten ist fuer ihn anscheinend eben so traumatisch wie (zumindest laut psychanalytischer Theorie) das Trauma des Kindes, das seinen Vater beim Geschlechtsverkehr mit der Mutter ueberrascht. Doch waehrend sich die psychoanalytische Urszene meist nur einmal ergibt, wiederholt sich diese politische Urszene alle vier Jahre.“
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