Aus dem Zug raus, wurde es dann ernst. Vor allem, was das Gepäck betraf, denn 20 Kilo Trekking Rucksack plus 8 kg Rucksack sollten befördert werden. Von mir. Das ist die Hälfte meines eigenen Köpergewichts. Aber Gott sei Dank stellte sich heraus, dass man tatsächlich direkt im Bahnhof einchecken konnte, denn im Verlauf stellten sich selbst die 8 kg als ziemlich schwer heraus. Also nur noch Gate finden, Passkontrolle und Sicherheitscheck, dann konnte es losgehen. Oder auch nicht. Der Copilot war krank geworden und wir mussten auf Nachschub aus London warten... und warten...und dann gings los. Nach dem tristen Frankfurter Flughafen (noch nicht mal ein Starbucks in Terminal 2), war das Flugzeug dann um so überzeugender. Wow. Emirates ist echt eine klasse Fluglinie. Schickes Interieur, in apricot und brombeer gehalten. Einen kleinen Bildschirm an jedem Sitz. Unglaublich viele Stewardessen. Und vor allem unglaublich leckeres Essen. Es gab einen Schrimpcocktail und Salat mit Ingwer-Dressing als Vorspeisen. Mein Hauptgang bestand aus zartem rosa gebratenem Lamm mit einer Tomatenkruste an Kartoffelpüree, der trotz der neongelben Farbe erstaunlich würzig war, und einem Gemüse aus grünen Bohnen und roten Paprika. Hmmm lecker. Nur der Nachtisch war ein wenig enttäuschend, wohl englisch: eine weisse Schokoladenmousse an Kirschen, leider mit sehr aufdringlichem Minz-Aroma. Nebenbei hätte man sich so richtig abschießen können, denn alle Getränke außer Champagner waren umsonst. Dann hab ich mir „No country for old man“ reingezogen (was genau ist der Sinn des Films??) und eine Runde Tetris gespielt.
Dann war ich auch schon in Dubai. Dank der Verzögerung beim Abflug und wohl einer Ehrenrunde bei der Landung war mein Aufenthalt dort von 2 auf 4 Stunden geschrumpft. Gegenüber Frankfurt ein wahres Shopping Paradies, aber nach einer Stunde ist man dann auch durch (und zur Erinnerung: 8kg Rucksack!). Nach einer ausgiebigen Tour durch einen Duty Free und einen noch ausgiebigeren Aufenthalt an dessen Kasse (wie transportieren die Leute bloss das ganze Zeug, haben die sonst kein Gepäck?), einigen Souvenierfotos, hieß es dann mal wieder warten.
Der Flug nach Shanghai war komplett ausgebucht und mein Fensterplatz erwies sich als Sardinendose mit Ausguck auf Wolken. Der Pakistaner neben mir versuchte sich mit mir auf Englisch, bzw. was er dafür hielt, zu unterhalten. Trotz meines ständig fragenden Gesichtsausdrucks und am Ende purer Ignoranz, gab er nicht auf. Zudem stank er nach Schweiss und Füßen und machte sich ganz schön breit. Irgendwie hab ich dann doch ein paar Stunden geschlafen, mir „Elisabeth“ reingezogen und ein eher mäßiges Omelette mit Pilzen gegessen und sehr amerikanischen Kaffee getrunken. Der Landeanflug auf Shanghai war eher unspektakulär, um nicht zu sagen beängstigend. Nach ein bisschen Wasser mit vielen Schiffen kommt Feld. Und noch mehr Feld und dann ist man aufgesetzt. Auf dem Feld. Nix Stadt. Kein Vorteil, einen Fensterplatz gehabt zu haben, hmpf.
Das Auschecken war problemlos und Johnny, der mich abholen sollte, hab ich auch schnell gefunden. Und nun wurde es doch noch spektakulär: Maglev fahren. 430 km/h. Irgendwie ironisch, denn meine letzte deutsche Schlagzeile handelte vom gecancelten Transrapid in München. Mit dem Taxi ging es weiter Richtung Innenstadt, in der die Rushhour erbarmungslos wütete. Johnny unterhielt sich abwechselt auf englisch mit mir und chinesisch mit dem Fahrer. Nach gut 50 Minuten waren wir dann am Ziel: Xinzha Road. Wohnung im 6.Stock, natürlich ohne Fahrstuhl. Ohne Johnny hätte ich die 20kg wohl nicht hochgekriegt, zumindest nicht am Stück. Der erste Eindruck der Wohnung: was für Schlampen. Der zweite Blick vertiefte diesen Eindruck. Es stinkt nach Müll, der Schimmel springt mich aus dem Kühlschrank und dem total verstopften Abfluss an, überall liegt Zeug rum und das Licht im Bad geht nur über die Sicherungen, inder Küche gar nicht. Mein Zimmer ist nur ein bisschen versifft. Das Haus ist hellhörig (Chinesen hören offensichtlich gerne Akkordeon Musik) und die Straße ganz schön laut (Chinesen hupen offensichtlich gerne). Sonst ist die Wohnung eigentlich ganz nett, großer Wohnraum, anständige Zimmer und gute Lage.
Nach einer kurzen Besichtigung der Wohnung, will mir Johnny noch schnell den Weg zur U-Bahn zeigen, den er selbst nicht kennt. Nach einigen Umwegen und drei Mal nachfragen haben wir es gefunden. Der erste Eindruck von der Gegend ist gemischt. Viele große Straßen, kleine und große Läden. Geht man um eine Ecke, kann man Zeitsprünge bis zu 30 Jahren machen. Es gibt moderne Fitnessstudios und Banken, und 50m weiter schäbige Kleinst-Läden und Gebäude, die eher Verschlägen als Häusern ähneln. Hochhäuser umragen ältere Viertel mit Häuser-Hütten, die gerade mal ein weiteres Stockwerk haben und vor der Tür in Bottichen gewaschen wird.
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