Montag, November 23, 2009

Eine ganz besondere Auslandserfahrung - Ostfriesland (II)

Dass man im Ausland ist, erkennt man meistens daran, dass um einen herum eine andere Sprache gesprochen wird. Ein weiteres wesentliches Kennzeichen sind die ungewohnten Speisen, die man auf den Tisch bekommt. Dass Punkt eins auf Ostfriesland zutrifft, habe ich bereits hier geschildert, auf das zweite Merkmal möchte ich heute näher eingehen. Essen und Trinken in Ostfriesland:

ESSEN

Nicht besonders überraschend ist, dass die Gegend hier maritim geprägt ist. Fischbrötchen und Krabben gibt es nicht nur bei der Nordsee, sondern an jeder Ecke, und zwar frisch. Auch der Grünkohl hat einen gewissen Bekanntheitsgrad über die Region hinaus erlangt – zumindest bin ich auch heimischen Küchentisch mit Grünkohl, Krakauer und Kartoffeln versorgt worden. Und der Kerl bunkert immer noch 3 (!) riesige Dosen Notfall-Versorgung, die nun schon den 2. Umzug heile überstanden haben. Allerdings weckt die hier geläufige Fleischeinlage Pinkel bei mir bisher noch ungute Assoziationen.

Jetzt kommen die (mir) bisher unbekannten Spezialitäten.

Snjierte-Essen habe ich erstmal fälschlicherweise für eine Art Schnittchen-Essen gehalten. Es handelt sich dabei aber um eine besondere Zubereitung eines Bratens. Hoffe, bald selbst in den Genuss einer Spezialvariante zu kommen.

Speckendicken ist eine Spezialität, die es in Ostfriesland nur zu Silvester gibt. Angeblich handelt es sich um eine Teigmasse, die man in Waffeleisen zubreitet und die angeblich sehr lecker sein soll. Ein solches Essen ist übrigens für den 28.12. in der Geschäftsstelle in Leer in Planung.

Ob pürrierter Kuchen nun eine traditionelle Zubreitung eines Kuchen oder eines anderen Gerichts ist, ist mir bisher noch unerschlossen. Es handelt sich hierbei bisher nur um Andeutungen von Kolleginnen, die mit verschworenen Gesichtern „Wenn Du DAS erst kennen lernst“ behaupten. Ohne, dass der vermeintlichen Drohung bisher Taten gefolgt sind.

TRINKEN

Laut Wikipedia trinken die Ostfriesen mit 2,5 kg Tee pro Kopf und Jahr zehnmal soviel Tee, wie der Rest Deutschlands. Zehnmal! Und hier gibt es keine Wellness-, Blümchen- und Pseudo-Tees ala Chai-Latte-Jasmin-tralala, das ist alles ordentlicher Schwarztee, vorzugsweise der Firma Bünting, verkauft in Kilopacks. Getrunken wird er mit Kluntjes und einem Wölkchen Sahne. Nicht rühren! Und den Löffel in die Tasse legen - wenn man nicht ertrinken will – nur dann wird nicht mehr nachgeschenkt.

Hier ist das so genannte Herrengedeck (Bier und Schnaps) noch nicht ausgestorben. Im Allgemeinen nimmt die Trinkfestigkeit mit Nähe zur Küste zu, aber auch die Landratten trainieren sie regelmäßig und ausgiebig.

Ein besonders leckeres alkoholisches Getränk habe ich auf Borkum kennen gelernt (nein, nicht der Black Russian!): Fasanenbrause. Auf Borkum wächst viel Sandorn und je nach Belieben wird der Saft mit Korn, Wodka oder Rum gemischt. Lekker!

Auf die ostfriesischen Varianten von Glühwein und Weihnachtsmärkten bin ich gespannt. Weitere Berichte folgen.