Samstag, Juli 22, 2006

Slubben

Nun, es ist endlich mal wieder Zeit, den Blog wiederzubeleben. Eigentlich müsste hier ja noch ein Kommentar zum tatsächlichen Wahlausgang und zur großen Koalition stehen, aber davon sind die Zeitungen gut genug gefüllt. Vielleicht später mal...

Was bietet sich besser für ein "Come-Back" an, als eine kleine Beschreibung meiner „Lieblingsbeschäftigung“, dem Slubben. Zur Erklärung für die Unwissenden: Die SLUB ist die Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek in Dresden. Das Verb ist in einer kleinen Gruppe regelmäßiger SLUB-Lerner entstanden, denn die Slub ist nicht nur ein Ort, sondern ein soziales Erlebnis, besonders unter verschärften Bedingungen der Prüfungszeit. Von einem Tag zum anderen wird die SLUB von einem „Ich-hol-mal-schnell-ein-Buch-Ort“, zur zweiten Heimat für gefühlte 2 Millionen Studenten. Damit ist die Kampfsaison in der SLUB eröffnet, der Kampf um Plätze, Schränke, Bücher, Computerarbeitsplätze. Zusätzlich im Sommersemester, der Kampf um einen „Fahrradparkplatz“. Ein normaler SLUB-Tag beginnt damit, um 8.45h in Panik zu geraten, weil ich zu Hause immer noch nicht in die Puschen gekommen bin. Also schnell aufs Radel und losgehetzt. An der SLUB mit hochroter Birne (die Bergstraße hat ihren Namen wohlverdient) einen Platz fürs Radel suchen (oder einfach fallen lassen, weil kein Ständer dran ist). Es ist 9.05 und ich frage mich: Wann waren alle diese Menschen hier, um 8, wie zum Sommerschlussverkauf? Es ist kein einziger Fahrradständer mehr frei, von den gut 1000 Schränken sind ¾ bereits belegt und einen Platz gibt’s nur noch an einem Mini-Tisch in der dunkelsten und kältesten Ecke der Zeitschriften-Aufstellung. Um halb 10 hat keiner eine Chance mehr und man schaut denjenigen, die verzweifelt nach einem Platz suchen mit einer Mischung aus Mitleid und Häme (na, wärste ma früher ausm Bett gekommen) nach.
Eine Horde von Naturwissenschaftlern, BWLern und Ingenieuren okkupiert in Form von lautstarken Lerngruppen die sonst so friedliche SLUB. Wo ansonsten bleiche Geisteswissenschaftler die fünfzigste Hausarbeit im Semester schreiben, diskutieren plötzlich unglaublich gut aussehende, gestylte Menschen über Formeln und die geeignete Freizeitbeschäftigung nach dem Slubben. Es macht nicht den Eindruck, dass sie angestrengt Lernen, es wirkt vielmehr wie Ausflug ins Museum, nur dass man dort leiser ist. Mittlerweile wurde sogar ein Hinweisschild mit Hintergrundbild von Caspar-Davids Kreidefelsen aufgestellt: „Ungestört sein.... auch in der SLUB“. Jaahaaa, das ist eine Bibliothek, kein Freizeitpark, denkt man sich und wünscht sich nach Rügen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Musste viel lachen, ist zwar ein wenig übertrieben, aber stimmt vollkommen!